Wo lag der Obere Hof in Brake ?

Bis auf den heutigen Tag erinnert uns die Straßenbezeichnung "Niedernhof" daran, daß hier am Bachlauf des Ostersieks ehemals eine größere Hofanlage bestanden hat. Erstmalig im Jahre 1345 urkundlich erwähnt, findet sich der Niedere Hof als Flurname immer wieder in den Akten. Im Lauf des 16. Jahrhunderts scheint der Hof aufgeteilt worden zu sein, lassen sich doch ab etwa 1600 mehrere kleine Hausstätten auf dem Gebiet des Niederen Hofes nachweisen. Seine ursprüngliche Lage dürfte in etwa bei dem Haus Niedernhof Nr. 14 (heute Petig) zu suchen sein.
Doch gab es außer dem Niederen Hof - wie der Name schon nahe legt - auch einen Oberen Hof in Brake. Da sich in seinem Falle der Name nicht als Ortsbezeichnung gehalten hat, bereitet es einige Schwierigkeiten, seine genaue Lage innerhalb des Dorfes auszumachen.

Der Obere Hof wird, soweit bekannt, lediglich zweimal urkundlich erwähnt. Die erste Notiz stammt aus dem Jahre 1386. Es handelt sich dabei um eine Rechnung für einen Steinbrecher, der eine Mauer im Oberen Hofe einzureißen hatte. Ob es sich dabei um einen umfangreichen Auftrag oder eine einzelne kleine Arbeit handelte läßt sich leider nicht entscheiden.
Die zweite Erwähnung findet der Hof in einer Urkunde des Jahres 1403. Simon III überschrieb hierin seiner Ehefrau Ermgard von Hoya Schloß und Dorf' Brake nebst den umliegenden Dörfern. Hierzu gehörten auch der Niedere und der Obere Hof.
Nicht unerwähnt bleiben soll ein weiterer Hinweis, wobei allerdings nicht sicher ist, ob er sich auf den Oberen Hof bezieht. Ein Abgabenverzeichnis des Jahres 1385 nennt u.a. den Namen "Henke der Avene" (d.i. Henke der Obere). Es ist nicht auszuschließen, daß hier ein Mann namens Henke gemeint ist, der den Oberen Hof bewirtschaftete.

Wo aber befand sich nun der Obere Hof?
Wilhelm Süvern glaubte, wie er in seiner Braker Ortsgeschichte schreibt, ihn westlich der Kirche auf dem späteren Wasserbachhof lokalisiert zu haben. Aufgrund neuer Forschungen läßt sich diese Vermutung allerdings nicht aufrecht erhalten. Diese Hofstätte ist vermutlich erst um 1570 entstanden und gehörte zu den kleineren Höfen des Ortes.

Obere und Niedere Höfe kommen in Lippe häufig vor, und in der Regel entstanden sie durch die Aufteilung eines Stammhofes. Die Namensgebung rührt dabei von der topographischen Lage des jeweiligen Hofes her. So liegen die oberen Höfe auf einer höheren Geländestufe als die niederen. Der Name bezeichnet also nicht etwa die soziale Stellung des Hofes.

Sucht man somit in Brake nach der Hofstelle des Oberen Hofes, so werden diese beiden Kriterien - örtliche Nähe zum Niederen Hof und topographische Lage - Berücksichtigung finden müssen. Diese Bedingungen erfüllt nun aber in geradezu augenfälliger Weise der Braker Pfarrhof. Er liegt an dem ansteigenden Gelände im Winkel zwischen Ostersiekbach und Untreubach.

Auffällig ist in Brake die relativ große Entfernung des Pfarrhofes von der Kirche. Während in der Regel der Pfarrhof unmittelbar an den Kirchhof angrenzt, liegt er hier in beachtlicher Entfernung und ist zudem durch den Bachlauf getrennt.
Weiterhin auffallend ist die große Fläche des Pfarrgrundstücks. Zwar ist ein ausgedehnter Pfarrhof nicht außergewöhnlich, war er doch zugleich im allgemeinen auch ein Wirtschaftshof, in Brake aber lag der eigentliche Wirtschaftshof - der Wehmeier - weiter bachaufwärts an der Wiembecker Straße Nr. 5 (heute Plöger).
Die Ansiedlung der Pfarre auf der Hofstätte des Oberen Hofes dürfte der Grund dafür gewesen sein, daß sich der Hofname nicht wie der des Niederen Hofes überliefert hat.