Braker Mitte 39

Kolonat Nr. 184

Braker Mitte 39

Braker Mitte 39, um 1960

Von einem gräflichen Mundkoch Hans Noe erwarb im Jahre 1661 der Gräflich Lippischen Brakesche Hofrat Johannes Theopold einen Garten an der Mittelstraße in Brake. Er baute auf dem Grundstück ein Haus, das vom Grafen Casimir zu Lippe-Brake mit besonderen Freiheiten ausgestattet wurde. Über die Tochter des Hofrats, Anna Elisabeth, die den Gräflichen Kammerrat und Amtmann zu Blomberg, Anton Günther Kopf, heiratete, kam die Besitzung an die Tochter, Amalia Sabina, aus dieser Ehe. Amalia Sabina Kopf heiratete 1698 den Kanzleirat Christoph Piderit, der zum Kanzler und Regierungspräsidenten avancierte und bis 1748 unter den Grafen Friedrich Adolph und Simon Henrich Adolph zur Lippe als höchster lippischer Beamter segensreich gewirkt hat. Durch Urkunde vom 25. März 1713 wurde er in den Reichsadelsstand erhoben, sein Hof in Brake wurde zu einem freien Adelssitz. Neben dem Braker Adelshof besaß Piderit u.a. auch die Güter Hovedissen, Obernhausen und Schuckenbaum und den Donopschen Hof in Blomberg.

Der Regierungspräsident Christoph Piderit ist also der eigentliche Gründer des Adelshofs in Brake. Über seinen Sohn und dann Enkel, dessen Witwe Louise Wilhelmine, geb. von Hodenberg in zweiter Ehe den Drosten Simon v. Exterde heiratete, kam der Adelshof schließlich an den Gräflich Lippischen Kanzler Johann Wilhelm Reymann und von diesem an seinen Schwiegersohn Ferdinand Bernhard v. Hoffmann. Ferdinand Bernhard v. Hoffmann war das 14. Kind von insgesamt 17 Kindern des Oberamtmanns Johann Christoph Hoffmann, dessen Haus, das Geburtshaus von Ferdinand Bernhard an der Bahnhofstraße in Brake noch vorhanden ist. Ferdinand Bernhard v. Hoffmann hat in der 2. Hälfte des 18. Jhdts. die Geschicke des Landes mit großem Erfolg geleitet. Er hat insbesondere mit dem Grafen Simon August die Grafschaft Lippe aus dem finanziellen und wirtschaftlichen Tiefstand wieder herausgeführt. Er starb am 21. Februar 1802 auf dem Adelshof in Brake. Sein Grabmal befindet sich auf dem Friedhof an der Braker Kirche. Aus seiner Feder stammt u.a. ein Fürstensiegel für Leopold 1. und eine Dienstgeschichte, die er auf seinem Gut in Brake verfaßt hat. Von den Erben wurde das Gut im Jahre 1826 aufgeteilt. Der Grundbesitz umfaßte inzwischen 500 Scheffelsaat Land = ca. 86 ha.

Neben der Domäne war der Adelshof zu diesem Zeitpunkt die größte Besitzung in Brake. Der größte Teil kam zum Braker Forst, ein Teil zur Domäne, Grundstücke auch an Braker und Lemgoer Bürger. Das Restgut von 90 Scheffelsaat übernahm der Ökonomie-Assessor Eduard Colbrunn aus Versmold, der die Wirtschaftsgebäude gewerblich nutzte und eine Spinnerei und Weberei hier einrichtete. Er hatte die Zeichen der Zeit verstanden, doch fehlten ihm die finanziellen Mittel. 44 Webstühle und 53 Maschinen waren 1846 in seiner Fabrik in Tätigkeit, aber wenige Jahre später wurde sein Besitz verkauft. Für 6000 Taler kaufte das Gut 1864 der Bäckermeister, dann. Pferdehändler Franz Ferdinand Vorwerk, 1893 übernahm es der Unternehmer Karl Stuckmann und 1903 der Holzhändler Hugo Sonntag. Dann erbte es seine Tochter, Frau Gertrud Eichenmüller, die das Haus an die Stadt Lemgo übergab.

Heute finden in dem Haus regelmäßig Kunstausstellungen statt.

1661:Hofrat Johannes Theopold
1682:Tod Johann Theopolds, seine Tochter Anna Elisabeth erbt das Haus
1698:Kanzleirat Christoph Piderit
1713:Der Hof wird freier Adelssitz
1748:Friedrich Adolph Piderit
1749:Friedrich Adolph Piderit stirbt
1749:Christoph Piderit
1826:Auflösung des Gutes
1826:Ökonomie-Assessor Eduard Colbrunn
um 1830:Eduard Colbrunn eröffnet eine Spinnerei und Weberei
1851:Auflösung der Weberei und Verkauf des Gutes an die Rentkammer
1864:Franz Ferdinand Vorwerk ersteigert das Gut
1893:Karl Stuckmann, Unternehmer
1903:Hugo Sonntag, Holzhändler
1926:Hugo Sonntag, Holzhandlung / Dr. med. Hans Fröhlich, Arzt
1989:Städtische Galerie "Haus Eichenmüller"