Blomberger Straße 2

Kolonat Nr. 40 b

Ein ehemaliges Brauhaus von 1699

Das ehemalige Brauhaus

Das ehemaliges Brauhaus
1699      2002

Der Hof Wehmeier (Resthof heute Wiembecker Straße 5, Plöger) zählt zu den ältesten Höfen des Dorfes Brake. Er war Eigentum der Braker Kirche und der jeweilige Besitzer hatte dem Braker Pfarrer seinen Unterhalt zu sichern. Der Hof umfaßte ursprünglich die Stätten

Im 30-jährigen Krieg (1618-1648) wurde der Hof arg in Mitleidenschaft gezogen, so daß der Besitzer ihn kaum noch bewirtschaften konnte. Die Kirche verpachtete daher die umfangreichen Ländereien an andere Braker Familien, die ihrerseits nun Abgaben an den Pfarrer zu entrichten hatten.

Kurz nach Ende des 30-jährigen Krieges erfolgte die erste Aufteilung des Wehmeierhofes. So wurde um 1650 zunächst die Stätte Nr.31 abgetrennt und an Caspar Koch veräußert.
Vermutlich um 1660 wird die Stätte Nr. 40 aus dem Hofraum herausgetrennt und vom Dreschmeister Cort Böckhuß bebaut.
Im Jahre 1686 heiratete die Tochter des Dreschmeisters, Anna Ilsabein Böckhuß, den Mons. Conradt von Eltz. Eltz erhielt zusammen mit dem Kammerdiener Heinrich Pförtner als einziger die Berechtigung, in Brake das auf dem Schloß gebraute Bier zu verkaufen. Als auf dem Schloß das Bierbrauen eingestellt wurde, wahrscheinlich weil dort auf das bestehende Brauhau im Erdgeschoss des südlichen Ostflügels ein neues Stockwerk errichtet wurde (1690), erhielten die beiden auch das Recht Bier zu brauen, was im Haus von Eltz stattfand. Eltz stirbt bereits 1690. 1694 heiratet Anna Ilsabein Böckhuß den Lemgoer Tischlermeister Johann Meier und zieht zu ihm in die Stadt. Das Haus übernimmt ihre Schwester Catharina Elisabeth, die den gräflichen Hofjäger Ferdinand Fischer (* 1649 † 1701) geheiratet hatte. Auf der neuen Stätte befinden sich das Wohnhaus, ein Brauhaus und ein Pferdestall. Vermutlich hatte Fischer die Braugerechtigkeit genutzt und ein festes Brauhaus auf seinem Hof errichtet.

Das dendrochronologische Gutachten des Hauses 40b (ehem. Brauhaus) brachte als Ergebnis:


Fischer stirbt bereits 1701. Seine Witwe heiratet 1704 Franz Lüdeking († 1754) aus Lütkenberg, Amt Sternberg. Er wird später als Krüger, Wirt und Gastgeber bezeichnet, hatte also die alte Schankberechtigung übernommen.
Franz Lüdekings Ehefrau Catharina Elisabeth, geb. Böckhuß hatte aus ihrer ersten Ehe mit dem Hofjäger Ferdinand Fischer einen Sohn namens Johann Conrad Fischer. Dieser wurde 1713 Kantor an der Lemgoer Kirche St. Johann und heiratete 1715 Amalie Huxoll aus Lieme. 1722 wohnt er in Brake auf der elterlichen Stätte. 1728 wird er nach Horn versetzt, doch noch im selben Jahr wechselt er auf die Kantorstelle der Provinzialschule in Detmold, wo er 1757 stirbt. Er wird in der Detmolder Kirche beigesetzt. Catharina Elisabeth Böckhuß heiratet nach dem Tod ihres ersten Ehemannes (1701) im Jahr 1704 den aus Lütkenberg im Amt Sternberg stammenden Franz Lüdeking († 1754). Aus dieser Ehe geht nach zwei Töchtern der Sohn Johann Moritz Lüdeking (* 1710 † 1755) hervor. Franz Lüdeking betreibt bis zu seinem Tod eine Gastwirtschaft. Seine Ehefrau stirbt bereits 1715 und ein Jahr darauf tritt er in die zweite Ehe mit Anna Sophie Begemann. Seine dritte Ehe führt er ab 1727 mit Anna Catharina Dunkers, doch auch diese Ehefrau stirbt bald nach der Hochzeit. Seine vierte Ehefrau ist im Jahr 1729 Anna Elisabeth Dalpke. Lüdeking stirbt in offenbar hohem Alter im Jahr 1754 und wird des Abends beigesetzt, was eine besondere Ehre war. Sein Sohn Moritz, von Beruf Bäcker, stirbt ein Jahr später und auch seine Beerdigung findet am Abend statt.

Im Jahre 1766 bittet Lüdeking in Brake das Amt in Detmold, ihm das alleinige Recht einzuräumen, in Brake Brot backen zu dürfen, da er als einziger diesen Beruf erlernt habe. Die Bitte wird jedoch abschlägig beschieden. Danach ist von ihm nichts mehr bekannt.

Moritz Sohn Johan Henrich heiratet 1774 die Witwe Anna Catharina Elbers, gebohrene Grote, aus Lage und zieht in das Haus seiner Braut. Hierzu leiht er sich Geld aus seinem elterlichen Haus und läßt sich sein Erbe vorzeitig von seiner Mutter auszahlen.

Im Jahre 1770 wird die Fischersche Stätte, die auch als Lüdekingsches Kleinköttergut bezeichnet wird, in zwei selbständige Stätten aufgeteilt. Das Haupthaus (Wiembecker Strasse 3) erwirbt Hermann Joachim Falcke, Sohn des Jobst Falcke (Wiembecker Straße Nr. 44, Kol.-Nr. 35). In das Brauhaus zieht die Witwe Anna Catharina Lüdeking. Eine verwandtschaftliche Beziehung zum vorgenannten Franz Lüdeking ließ sich bislang nicht eindeutig ermitteln. Von nun an trägt das Haus Wiembecker Straße 3 die Kolonatsnummer 40a, während das Haus Blomberger Straße 2 die Nummer 40b erhält.
Vermutlich 1795 erfolgte im Osten der Anbau einer Deele und eines Stalles.

Im Jahre 1806 stirbt die Witwe Lüdeking im Alter von 75 Jahren. Im gleichen Jahr übernimmt der Amtspedell Carl Friedrich Wagner (* ca.1764 † 1823) und seine aus Lemgo stammende Ehefrau Catharina Friederike Tospann die Stätte. Wagner stammte möglicherweise aus Detmold, denn dort findet 1799 seine Hochzeit statt. Allerdings wird Brake bereits als sein Wohnort bezeichnet. Nach Wagners Tod kam sein Sohn Christian August Wagner (* 1802 † 1877) in den Besitz des Hauses. Auch er wurde, wie sein Vater, Amtspedell und heiratete 1826 Marie Katharine Henriette Höner aus der Braker Mitte Nr. 14 (heute Hellemann). Kurz danach wurde das Haus nach Westen um 1,50m verlängert und mit einer Bruchsteinwand versehen. Nach mündlicher Überlieferung soll die Wand als Brandmauer gedient haben, weil das das Nachbarhaus einmal abgebrannt war (Martha Metting). Ein archivalischer Hinweis ließ sich jedoch nicht finden.

Blomberger Straße 2, ca. 1940

In den Jahren 1861/62 wurde der nördliche Teil des Hauses zur Straße hin als Ziegelbau im alpenländischen Stil errichtet. Es ist zu vermuten, daß der Anbau von seinem Sohn, dem Maurermeister Carl Friedrich Wagner durchgeführt wurde. Im Jahre 1867 errichtete er einen massiven Schoppen aus Bruchstein, der 1954 zu drei Garagen ausgebaut wurde. Carl Friedrich (* 1832 † 1896) heiratete 1869 Juliane Marie Auguste Fuhlhage (* 1847 † 1877).

1896 übernahm dessen Sohn Karl Friedrich August Wagner (* 1875 † 1952) das elterliche Haus. Er war verheiratet mit Minna Solle (* 1874 † 1954).

Heute ist Andreas Mikolasek im Besitz des Hauses.