Die folgende Darstellung basiert im Wesentlichen auf der Veröffentlichung: Wilhelm Süvern: Brake, Geschichte des Schlosses und der Gemeinde Brake in Lippe, Lemgo 1960. Sie wurde mit leichten Veränderungen publiziert in: Kirchengemeinde Brake. Informationen und Meinungen. Heft 63 bis 67 (Dezember 1979 - Oktober 1980)

Die Grafen zur Lippe-Brake

Graf Otto

Fast ein Jahrhundert lang, von 1613 - 1709 war unser Schloss der Wohnsitz der Erbherren von Lippe-Brake. Simon VI hatte in seinem Testament allen Besitz unter seine vier Söhne aufgeteilt. Der älteste Sohn, Simon VII, wurde zum regierenden Landesherrn bestimmt und verlegte seinen Sitz nach Detmold. Sein Bruder Hermann erhielt die Ämter Schieder und Schwalenberg, Philipp den auswärtigen Streubesitz und den Flecken Alverdissen und Otto die Ämter Brake, Barntrup und Blomberg. Als Hermann im Jahr 1620 starb, erhielt Simon das Amt Schwalenberg, während Otto zusätzlich Schieder erbte. Nun lag Ottos Herrschaftsgebiet endgültig fest, und der Grundstock zur Gründung einer Nebenlinie Lippe-Brake war gelegt.

Geboren war Otto am 21. September 1589. Schon in seiner Jugend machte er große Reisen. So nahm ihn sein Vater 1608 mit an den kaiserlichen Hof in Prag. Im Jahre 1610 bereiste Otto Italien zwecks "Lernung, exercitiis undt Sprachen undt Besehung der Lender und anderer Nationen Sitten". Zwei Jahre später lernte er Frankreich, England und die Niederlande kennen. Als im Herbst 1613 das Leben des Vaters zur Neige ging, reiste er heim und langte kurz vor seines Vaters Tode wieder in Brake an.

In den nächsten Jahren finden wir Otto als Kammerherrn und als Offizier im Dienste des Kurfürsten von Brandenburg und 1619, zu Beginn des Dreißigjährigen Krieges, als Rittmeister des Grafen Ernst von Mansfeld. Doch als 1620 sein Bruder Hermann plötzlich starb, reiste er umgehend nach Brake zurück. Er hat später nie wieder Kriegsdienste angenommen, sondern sah seine Aufgabe in der Verwaltung seiner Ämter und in der Beratung seines Bruders Simon.

Im Jahre 1626 heiratete er die Gräfin Margarete zu Nassau- Catzenellnbogen, die ihm zwölf Kinder schenkte.

Am zweiten Ostertag des folgenden Jahres starb in Detmold völlig unerwartet und tief betrauert Ottos Bruder, der Landesherr Simon VII. Eigentlich wäre Otto auserkoren gewesen, der nachfolgende Regent des Landes Lippe zu werden. Otto war ein starker Mann, der fast alle Angelegenheiten selbst in die Hand nahm. Zudem war er als eher uneigennützig bekannt. Aber vielleicht waren es gerade diese Eigenschaften, die man an ihm fürchtete. Jedenfalls wollte man alle wichtigen Dinge durch verordnete Räte betreiben lassen und lehnte seine Vorschläge meist ab. Als Otto nun merkte, dass man ihn daran hindern wollte, die Landesregierung zu übernehmen, trat er lieber zurück, als die Herrschaft mit Gewalt zu erzwingen. Die Detmolder Räte aber, die jetzt die Herrschaft übernommen hatten, ließ er wissen, dass er ihnen nicht gestatten werde, die Direktion über seine Ämter zu übernehmen.- So kam es lange Zeit zu großen Auseinandersetzungen zwischen Detmold und Brake. Oft hatte Otto versucht, unparteiische und verständige Männer zur Schlichtung der Streitigkeiten herbeizuziehen. Die starrsinnigen Detmolder Räte aber zeigten keine Einsicht. Erst viele Jahre später nahm sich die kaiserliche Kommission auf Ottos wiederholte Bitte des Streites an, und durch das Hamelnsche Gutachten vom 2. Juli 1655 wurden die meisten Streitpunkte aus der Welt geschafft. Ein wirklich harmonisches Verhältnis zwischen beiden Grafenhäusern ist jedoch erst nach Ottos Tod wieder hergestellt worden.

In finanziellen Dingen hatte Otto sehr viel Geschick. Sein größter Schuldner war Herzog Augustus von Braunschweig-Wolfenbüttel, dem er 33000 Taler geliehen hatte. Erst kurz vor dem Erlöschen des Braker Geschlechts 1709 konnte das Geld wieder eingezogen werden. Seit 1637 war die Summe auf 82000 Taler angewachsen. Graf Otto war es gelungen, sein Geschlecht reich und angesehen zu machen. Dabei ist er in seinen eigenen Ansprüchen immer bescheiden geblieben. Selbst sein Begräbnis sollte so klein und so billig wie möglich veranstaltet werden: "So mein letzter Will, dass man meinen Leichnam in meinem alten, roten Nachtrock und sonst weiter nichts als in dem Hemde lasse, darin ich sterbe, und dann in einen hölzern Sarg zuschlage... Es sollen keine Kammern bekleidet werden... Man soll mir kein neues Sammettuch machen überzudecken, sondern das, was bei meines Vatters... Gedächtnis gebrauchet..."

Nach seinem Tode am 18. Dezember 1657 gab Otto die Herrschaft an seinen ältesten Sohn Casimir weiter, unter dem das Braker Grafenhaus seine Blütezeit erlebte.

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Graf Casimir

Casimir, Ottos erster Sohn, wurde am 22. Juli 1627 geboren. Sein Vater ermöglichte ihm eine vortreffliche Ausbildung. Im Alter von siebzehn Jahren besuchte Casimir die Universität in Marburg. Dort befasste er sich mit Theologie, Logik, Rhetorik, Jurisprudenz, Latein und Französisch. Geometrie und Fortifikation interessierten ihn, daneben nahm er Stunden im Fechten, Reiten und Tanzen.

Leider musste er sich dabei manche Freude versagen, denn sein Vater hielt ihn knapp bei Kasse. Oft hatte Casimir um Geld gebeten, doch Graf Otto, der nur darauf bedacht war, seinen Familienschatz zu mehren, verwies ihn an seinen Schwager in Dillenburg.

Im Herbst 1646 reiste Casimir auf Geheiß seines Vaters nach Brake zurück, trat aber zu Beginn des nächsten Jahres seine große Bildungsreise an. Sie führte ihn nach Brüssel, Paris, Lyon, quer durch Italien nach Genf. Dort erhielt er im Jahre 1650 von seinem Vater die letzte Geldsendung und musste so wieder nach Brake zurückkehren.

Von nun an half er seinem Vater beim Wiederaufbau nach dem großen Kriege. Ein besonderes Anliegen war es ihm, mit dem Hause in Detmold wieder in gute Beziehung zu gelangen. Nach dem Tode seiner Mutter Margarete im Jahre 1661 kam es dann zum sogenannten Herberhauser Vergleich, in dem zumeist die Bestimmungen der früheren Verträge bestätigt und modifiziert wurden. So gelang es Casimir schließlich, wieder Frieden zwischen Detmold und Brake zu schaffen.

Im Jahre 1663 heiratete Casimir die Gräfin Anna Amalia zu Sayn-Wittgenstein-Homburg. Mit dieser Vermählung beginnt die Blütezeit des Braker Grafenhauses. Am Schloss Brake setzt eine neue Bauperiode ein. Ost- und Südflügel werden neu gestaltet, die Schäferpforte wird erneuert, und auch an der Meierei und den Mühlen wird gebessert. Nördlich des Schlosses, im heutigen Lindenhausgebiet, entsteht durch den Lustgärtner Arend Otto und seinen Sohn Johann Nevelin ein prachtvoller, großer Park mit Gärtnerhaus und Orangerie. Wie zu Graf Simons Zeiten strahlt das Schloss wieder in neuem Glanz. Doch Casimir hatte nicht die Absicht, das Vermögen seines Vaters durch Üppigkeit und Prunk wieder zu zerstören. Bei all seinem Tun hielt er immer noch Maß und haushaltete gewissenhaft mit seinem Geld.

Trotzdem hielt er die Steuern der Bauern verhältnismäßig niedrig, in Not geratenen Bauern gewährte er billige Darlehen und beim Landtag setzte er sich entschieden dafür ein, dass auch in den Dörfern Handel und Gewerbe erlaubt sein müssten.

So ist es nicht verwunderlich, dass die Zahl seiner Patenkinder von Jahr zu Jahr wuchs, und es gab kaum eine Familie in Brake, die ihren Sohn nicht Casimir genannt hätte.

Graf Casimir hatte eine tief religiöse Natur. Für die Erneuerung und Ausgestaltung von Gotteshäusern hat er viel getan, namentlich in Brake. Doch auch in St. Johann und in der Barntruper Kirche finden wir seine Wappen.

Für die Braker Kirche ließ er im Jahre 1660 das nördliche Schiff erbauen und setzte über den Eingang sein Wappen und das seiner Mutter Margarete.

Auch der Braker Kanzeldeckel ist eine Stiftung von ihm. Im Jahre 1670 stiftete seine Frau Anna Amalia für, die Kirche eine Orgel. Es war die älteste urkundlich erwähnte Orgel der Braker Kirche.

Anna Amalia starb im Jahre 1685 im Alter von 40 Jahren. Casimir sehnte sich nun nach Ruhe und innerer Einkehr. So übergab er schließlich im Jahre 1692 die Regierung an seinen ältesten Sohn Rudolph, weil er meinte, "dass das Abstürzen von dem Regentenstuhl gemeiner als das freiwillige Heruntersteigen" sei. Das Haus in Schieder behielt er sich als Leibzucht vor. Er wird jedoch die meiste Zeit bis zu seinem Tode im Jahre 1700 auf Schloss Brake zugebracht haben.

Er liegt in der Gruft der Braker Kirche neben seiner Frau begraben, doch noch heute zeugt vieles von seinem Schaffen. Nicht umsonst galt er bei seinen Zeitgenossen als "pater patriae", als Vater des Vaterlandes.

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Graf Rudolph

Als dritter Erbherr des Braker Grafenhauses übernahm Rudolph 1692 die Regierung. Am 10. Mai 1664 wurde er als erster Sohn des Grafen Casimir auf Schloss Brake geboren. Casimirs Ziel war es, seine Kinder zu christlichen und tugendhaften Menschen zu erziehen. Rudolph teilte mit seinen Brüdern die Neigung zum Soldatenstande. Den zweiten Türkenkrieg machte er als Rittmeister und später als Major in einem hessischen Reiterregiment mit. Doch nach dem Tode seines Bruders Otto im Jahre 1688 rief ihn sein Vater zurück an der Braker Hof.

Im März 1690 schloss Casimir mit seinen Söhnen Rudolph und Ferdinand einen Erbvertrag ab, in dem er die Erbfolge auf den jeweils erstgeborenen Sohn für alle Zeiten festlegte. Erst zwei Jahre später ließ Rudolph den Vertrag in Wien vorlegen, um ihn vom Kaiser bestätigen zu lassen.

Am 4. November 1691 vermählte sich Graf Rudolph mit der Gräfin Dorothea Elisabeth von Waldeck. Sie war Äbtissin des Stifts Schaaken gewesen, trat ihre Stelle aber nun an ihre Schwester Charlotte ab. Als Mitgift erhielt sie von ihrem Vater 4000 Gulden, und Graf Rudolph versprach ihr "nach vollbrachtem ehelichen Beilager" 1000 Gulden als Morgengabe.

Am 9. November 1692 wurde dem Paar die Tochter Charlotte Amalie geboren. Sie war recht zart und blieb das einzige Kind Graf Rudolphs. Später wurde sie ins Stift Schaaken gebracht, wo sie schon 1703 starb.

Ein Jahr zuvor war Graf Rudolphs Ehefrau im Alter von 41 Jahren gestorben. Sie hatte sich in Brake nie so recht heimisch gefühlt und sich vom geselligen Leben immer mehr zurückgezogen. Ihre Sorge galt dem Waisenhaus in Ösdorf bei Pyrmont, für dessen Aufbau sie größere Mittel verwandte. In Lemgo gründete sie eine "Kinder-Societät" zur Erziehung gefährdeter Kinder. Im Jahre 1701 veranlasste sie zunehmende Kränklichkeit , ihr Testament zu machen, in dem sie fast ihr ganzes Vermögen ihrer Tochter und ihren Schwestern vermachte. Ihrem Mann hinterließ sie lediglich zwei Schmuckstücke zum Andenken und legte ihm die Sorge für ihre Stiftungen an Herzo

Nach dem Tode seiner Frau schloss Graf Rudolph keine zweite Ehe. Ihm wurde aber einige Jahre später eine "natürliche Tochter" von Sophie Müllinghausen geboren, die er mit Haus und Garten in Brake versorgte.

Gegen Ende des Jahres 1704 erkrankte Rudolph plötzlich schwer. Er ließ deshalb seinen Vetter Ludwig Ferdinand, den noch einzigen männlichen Vertreter des Braker Grafenhauses, aus dem Ungarnkrieg zu sich kommen. Bei dessen Ankunft war Graf Rudolph aber schon genesen, doch traute er seiner Gesundheit wohl nicht so ganz. Jedenfalls bat er Ludwig Ferdinand den Kriegsdienst zu quittieren und bei ihm in Brake zu bleiben.

Zum Detmolder Grafenhaus hatte sich im Laufe der Zeit wieder ein gespanntes Verhältnis entwickelt. Der in Detmold regierende Graf Friedrich Adolph war darauf besonnen, seinen Machtbereich so weit wie möglich auszuweiten. Dazu schien ihm die Aufstellung einer ständigen Truppe erforderlich. Doch die Braker hatten nie daran gedacht, die Detmolder militärisch zu unterstützen und auch Graf Rudolph war nicht dazu bereit. Dies war Friedrich Adolph natürlich ein Dorn im Auge. Um den Brakern seine Macht vor Augen zu führen, ließ er auf dem Lüttfeld große Zelte aufschlagen, und alles, was in Brake Rang und Namen hatte, musste dort erscheinen und ihm den Huldigungseid abstatten. Doch Rudolph ließ sich von derartigen Maßnahmen wenig beeindrucken. Im Jahre 1704 reiste der Amtmann Ernst Casimir Wasserbach nach Berlin, um dort mit dem König einen Schutzvertrag abzuschließen. Erst ein Jahr später kam dieser Vertrag zustande, in dem der König versprach, das Haus Brake gegen "alle insultus, Gewaltthätigkeiten, Invasiones und Zunöhtigungen des Grafen von Detmoldt ... aufs kräftigste (zu) schützen und protegiren". Graf Rudolph hatte für diesen Schutz monatlich 100 Taler zu zahlen. Darüber hinaus erstrebte man aber nun in Brake die völlige Loslösung von der Detmolder Herrschaft.

Völlig unerwartet kam Graf Rudolphs Tod. Von einem Besuch seiner Schwester Christine Marie in Rheda kehrte er krank zurück, und schon nach wenigen Tagen, am 27. Oktober 1707, wurde er "aus dieser schnöden Zergänglichkeit" abberufen. Am 8. Dezember wurde er in der Braker Grafengruft beigesetzt.

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Graf Ludwig-Ferdinand

Im Jahre 1707 trat Ludwig Ferdinand seine Herrschaft in Brake an. Nach Graf Rudolphs Tod war er der einzige noch lebende Vertreter der Braker Linie. Sein Vater Friedrich, ein Bruder des Grafen Casimir, starb schon 1684 im Alter von 45 Jahren an einer Brustkrankheit. Da Ludwig Ferdinand zu der Zeit erst vier Jahre alt war, schickte ihn seine Mutter zu ihrem Verwandten, dem Herzog Johann Adolph von Holstein-Plön, wo er "eine mehr als vatterliche Vorsorge undt Standes massige Erziehung" genoss. Schon im Alter von vierzehn Jahren befehligte er eine Kompanie im holländischen Heere bei der Belagerung Namurs in Belgien.

Nach Friedensschluss trat er mit dem jungen Prinzen von Plön eine Reise an, die ihn zunächst an den Kaiserhof in Wien führte. Von dort aus ging die Reise weiter über Konstantinopel und zurück durch Italien und Frankreich.

Nach seiner Rückkehr wurde er Kompaniechef im Plönschen Regiment, wo er sowohl bei seinen Vorgesetzten als auch bei seinen Kameraden sehr beliebt war. Später trat er als Major in kaiserliche Dienste und gab in Brabant, Italien und Ungarn Proben seines Mutes.

Völlig unerwartet gelangte er im Alter von 27 Jahren an die Braker Herrschaft. Da Graf Rudolph kein Testament hinterlassen hatte, fühlten sich seine beiden Schwestern schwer benachteiligt. Sie hatten zwar bei ihrer Eheschließung auf alle Erbansprüche verzichtet, doch sie argumentierten, dass es vor allem ihr Vater gewesen war, der zu dem Reichtum des Braker Grafenhauses beigetragen hatte. Dass Ludwig Ferdinand nicht kleinlich war, beweist, dass er beiden eine Abfindung von 10000 Talern bewilligte, von denen er 2500 Taler sofort ausbezahlen ließ.

Nachdem es auf Schloss Brake so viele traurige Jahre gegeben hatte, schien nun wieder Frohsinn einzukehren. Der Herzog Anton Ulrich von Wolfenbüttel zahlte seine Schulden zurück, die von ehemals 33000 auf 82000 Taler angewachsen waren. Zudem stand eine vornehme Hochzeit in Aussicht, denn Ludwig Ferdinand wollte sich mit einer Prinzessin aus dem Fürstlichen Hause Holstein vermählen. Doch alle Freude sollte bald jäh getrübt werden.

Im Jahre 1709 unternahm Ludwig Ferdinand eine Reise nach Hannover und Wolfenbüttel. Auf dieser Reise erkrankte er an den Blattern. Viele berühmte Ärzte wurden herbeigeholt, um seine Krankheit zu heilen. Aber auch sie konnten ihm nicht mehr helfen. So starb er im Alter von 29 Jahren am 21. Februar 1709 auf dem Hochgräflichen Schloss zu Wolfenbüttel. Mit seinem Tode endete auch die Herrschaft der Braker Grafen und die Regierung fiel an das Haus in Detmold.

Zwei Tage vor seinem Tode hatte Ludwig Ferdinand "zwar schwachen Leibes, jedoch bei voller Vernunft" sein Testament diktiert, in dem alle, die ihm nahe standen, reichlich bedacht wurden. Der Geistliche, der an seinem Sterbebette stand, bezeugte, "er hätte noch fast keinen so bereit zum Tode und in Gott ergeben gefunden".

Am 24. April 1709 wurde Ludwig Ferdinand in der Grafengruft der Braker Kirche beigesetzt. Nach einer alten Urkunde muss es eine Trauerfeier von besonderer Festlichkeit gewesen sein.

Den "köstlich zinnern Schrein", von dem u.a. in der Urkunde die Rede ist, fand man 1949 bei der Offenlegung des Totengewölbes. Er war allerdings von einem Einbruch des Gewölbes so zerdrückt, dass eine Wiederherstellung unmöglich war. Geborgen werden konnten lediglich fünf Wappentafeln und drei kleine Zinntafeln mit biblischen Inschriften. Eine große Zinnplatte mit den Initialen

L F (Ludwig Ferdinand) wurde ebenfalls in der Gruft gefunden. Sie ist aber heute leider verschwunden.

Im Innern der Braker Kirche zeugt noch ein großes Epitaph vom Leben Ludwig Ferdinands. Seine Mutter, Sophie Luise von Holstein-Beck, ließ es nach seinem Tode dort aufstellen. In der Inschrift des Epitaphs lässt sich der ganze Lebensweg Ludwig Ferdinands nachlesen.

Mit Graf Ludwig Ferdinand erlosch die Linie der Grafen zur Lippe-Brake, und ein bedeutendes Kapitel in der Geschichte Brakes ging zu Ende. Über die Frage der Übernahme der Braker Herrschaft bestand aber schon bald große Uneinigkeit unter verschiedenen Häusern, so dass es wenig später zum "Braker Erbfolgestreit" kam.

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Der Braker Erbfolgestreit

Der Tod des Grafen Ludwig-Ferdinand war eines der folgenreichsten Ereignisse des Landes Lippe, warf er doch die Frage nach der Übernahme der Braker Herrschaft auf. Da Ludwig-Ferdinand kinderlos gestorben war, gab es keinen direkten Nachfolger; und alle anderen männlichen Vertreter der Braker Linie waren bereits verstorben. In dieser etwas unklaren Lage sah der zu der Zeit in Detmold regierende Graf Friedrich Adolph seine Gelegenheit, die Braker Herrschaft an sich zu reißen. In kühler Berechnung sandte er seine Spione nach Wolfenbüttel, wo der Braker Graf im Sterben lag, um zu erkunden, wie es um das Leben des Grafen bestellt sei. Noch am Abend des Todestages hielt er die erwartete Botschaft in Händen, und als am nächsten Morgen die Kunde in Brake anlangte, ließ er sofort von Schloss und Herrschaft Brake Besitz ergreifen. Das Übrige war bestens geplant. Die Grenzen wurden durch Soldaten gesichert, während in Minden, Rinteln und Bielefeld treue Beamte achtzugeben hatten, ob preußische oder hessische Truppen Marschbefehl auf Lippe hätten. Zwar versuchte die Bückeburger Regierung in den nächsten Tagen, ihre Wappen an die Braker Amtshäuser anzuschlagen, wurde aber überall abgewiesen und musste in dem fast 40 Jahre währenden Braker Erbfolgestreit ihr Recht suchen.

Die Gräfin Sophie Luise aber ließ dies alles nicht so ohne Weiteres über sich ergehen. Sie drohte dem Grafen an, sich an den Herzog von Wolfenbüttel und an den Kurfürsten von Hannover zu wenden. Als sie schließlich noch den König um Hilfe bitten wollte, gab Friedrich Adolph nach. Er bewilligte ihr eine Summe von 55000 Talern, dazu das Inventar aus dem Zimmer ihres Sohnes. Alle übrigen Allodialgüter behielt er für sich. Die Brakeschen Beamten wurden zum Teil entlassen, und von ihren Legaten, die die Fürstin auszahlen sollte, bekamen sie nichts.- Doch auch Friedrich Adolphs Vetter in Bückeburg, der Graf von Schaumburg-Lippe, forderte sein Recht. Immerhin stand ihm die Hälfte des Erbes zu. Den Reichshofrat in Wien, in welchem 100 Jahre zuvor ihr gemeinsamer Ahnherr Simon VI. das Präsidium geführt hatte, riefen beide als Schiedsrichter an. Er entschied, dass auch die übrigen Erben zum Mitbesitz an der Braker Erbschaft zugelassen werden müssten. Aber als Friedrich-Adolph daraufhin selbst nach Wien reiste, erreichte er es, dass der Reichshofrat sein Urteil widerrief und entschied, dass der Detmolder Graf in alleinigem Besitz der Braker Herrschaft verbleiben sollte.

Das war ein großer Sieg für den ehrgeizigen Grafen. Zwar hatte er versprochen, die Einkünfte aus den Braker Ämtern durch vereidigte Beamte aufbewahren zu lassen, doch nun kümmerte er sich nicht mehr um dieses Versprechen.- Endlich konnte er die Pläne zur Verschönerung seiner Detmolder Residenz verwirklichen. Die hohen Einkünfte und das ersparte Vermögen der Braker Grafen, sowie das kostbare Mobiliar und Silbergeschirr aus dem Braker Schloss fanden hier die beste Verwendung.

Zwar wollte sich Friedrich Adolph mit Schloss Brake eine ansehnliche zweite Residenz erhalten, doch sein Hauptinteresse galt nun seinen Detmolder Anlagen. So wurde Schloss Brake immer mehr vernachlässigt. Erst nach seinem Tode (1718), unter der Herrschaft seines Sohnes Simon Henrich Adolph, scheint Brake wieder zu höheren Ehren gelangt zu sein. Ein herrlicher. Kupferstich, den der Graf im Jahre 1726 anfertigen ließ, beweist, wie stolz er auf seinen Besitz gewesen sein muss.

Unter Simon Henrich Adolph ging der Braker Erbfolgestreit. einer neuen Entscheidung entgegen. Am 26.8.1734 entschied der Kaiserliche Reichshofrat, dass der Graf von Lippe-Detmold dem Grafen von Schaumburg-Lippe umgehend die Hälfte der Braker Erbschaft einzuräumen hätte, dazu die gesamten Erträge seit dem Jahre 1709. Der Graf legte sofort Berufung ein, starb aber schon bald danach. Seine Witwe, Fürstin Johannette Wilhelmine, setzte für ihren noch unmündigen Sohn den Prozess fort, verlor ihn jedoch in zweiter Instanz.

Doch jetzt, als Detmold die Hälfte der Erträge seit 1709 herausgeben sollte, zeigte es sich, dass nichts davon aufbewahrt, sondern alles längst verbraucht worden war. Daraufhin verfügte die Vollstreckungskommission, dass Detmold alle vier Braker Ämter herausgeben müsse, und dass der Graf von Schaumburg-Lippe so lange im Besitz der gesamten Erbschaft bleibe, bis er aus ihren Erträgen die ihm zustehende Nachzahlung herausgewirtschaftet habe.

Nach genauer Berechnung belief sich die Summe auf 300000 Taler. So kam nun Bückeburg in den Besitz der gesamten Braker Herrschaft. Die Beamten und Diener wurden auf den Grafen Albrecht Wolfgang zu Schaumburg-Lippe vereidigt, und dieser scheint hier in Brake ein ziemlich straffes Regiment geführt zu haben. Sechs Jahre dauerte hier die Bückeburger Herrschaft, dann musste 1743 das Amt Brake wieder herausgegeben werden. Am 10. August 1748 kam der Braker Erbfolgestreit zu einem vorläufigen Abschluss. Graf Simon August zur Lippe und Graf Albrecht Wolfgang zu Schaumburg-Lippe schlossen den Stadthagener Vergleich, durch den Lippe die Ämter Brake und Barntrup, Schaumburg-Lippe die Ämter Blomberg und Schieder, sowie als Entschädigung für die seit 1709 entgangenen Erträge 100000 Taler erhielt.

Amt Schieder ist 1777, Amt Blomberg 1838 wieder zu Lippe gekommen, wodurch der Braker Erbfolgestreit dann seinen endgültigen Abschluss erhalten hat.