Die Ewerbecksche - später Buntesche - Ziegelei

Geschichte der Braker Thonwaarenfabrik

Bronzeplastiken an der alten Schule

Marke der Erwerbeckschen Ziegelei
Braker Thonwaaren Fabrik · Brake Lemgo ·
Lippe
·  +  ·

Im September 1864 stellte der Ökonom Bernhard Ewerbeck (1828 - 1919), der auf dem ehemaligen Wasserbachhof an der Residenzstr. 16 wohnte, den Antrag, eine Ziegelei auf seinem Grundstück errichten zu dürfen. Er hatte den Boden in seinem Garten untersuchen lassen und festgestellt, dass sich dieser zum Brennen von Backsteinen verwenden ließ. Für die Anlieferung der Brennmaterialien und den Abtransport der Ziegel wollte er den Weg "Hinter dem Dorfe" verwenden, die heutige Lemgoer Straße, der der Meierei Brake gehörte. Dafür erklärte er sich bereit, die Instandhaltung zu übernehmen.
Der Ofen sollte einen Schornstein von 50-60 Fuß Höhe, also bis zu 20 Metern erhalten. Nachdem weder von den Grundstücksnachbarn noch von der Meierei Brake Bedenken gegen das Vorhaben geäußert wurden, erteilte das Amt die Genehmigung zunächst für drei Jahre ab März 1865. Auf dem Gelände zwischen der jetzigen Gartenstraße und der Stuckmannstraße entstand die Ziegelfabrikation, während das Abbaugebiet für den Lehm östlich davon lag.

Grundriss der Ziegelei 1875

Grundriss der Ziegelei 1875
Dunkelrot: die neu geplanten Gebäude

Zehn Jahre später, im Jahre 1875 wurde die Ziegelei wesentlich erweitert und modernisiert. Westlich der heutigen Gartenstraße wurde ein Maschinenhaus für die Ziegelpresse, ein Kesselhaus für eine Dampfmaschine und ein Schornstein errichtet. Mit den Maschinen konnte die Produktion erheblich ausgeweitet werden.

Ansicht des Maschinenhauses der Ziegelei 1875

Ansicht des geplanten Maschinen- und Kesselhauses der Ziegelei 1875

Ansicht der Ziegelei um 1890

Ansicht der Ziegelei um 1890
Links der Schornstein des Dampfkessels, rechts die Ofenhäuser
Davor die Trockengestelle für die Ziegelsteine

Unter der Leitung Ewerbecks bestand die Ziegelei bis 1895. Dann geriet sie in finanzielle Schwierigkeiten. Die laufenden Hypotheken wurden von der Sparkasse Lemgo übernommen. Als neuer Pächter übernahm Hermann Bunte den Betrieb, der bislang Kesselwärter der Dampfmaschine war. Unter seiner Leitung wurde 1903 ein neuer Schornstein erbaut. Um den Transport des Lehms vom Abbaugebiet zur Ziegelpresse zu erleichtern, erwarb er 1909 eine fahrbare Dampfmaschine - eine sogenannte Lokomobile - vom Eiskeller der Braker Brauerei im Schloss, die 1908 ihren Betrieb eingestellt hatte. Sie hatte dort die Luftkühlung mit einer Leistung von 3 PS angetrieben und war noch voll funktionstüchtig. Nun zog sie die lehmgefüllten Loren auf Schienen zum Maschinenhaus.

Lokomobile der Aerzener Maschinenfabrik

Lokomobile der Aerzener Maschinenfabrik aus dem Jahre 1885
Bis 1908 betrieb sie die Luftkühlung im Eiskeller der Braker Schlossbrauerei

Die Lokomobile auf dem Ziegeleigelände

Die Lokomobile auf dem Ziegeleigelände

Lag des Abbaugebiet für den Lehm anfangs nur direkt an der Ziegelei, kamen später noch Gruben am Holsterberg hinzu. Die Ziegelsteine aus der Ewerbeckschen Ziegelei sind leicht zu erkennen. Im Gegensatz zu den üblichen Ziegeln haben sie nicht den typisch roten Farbton, sondern sind blau bis anthrazit gefärbt. Das liegt zum einen am Mineraliengehalt des verwendeten Lehms mit einem geringen Eisenanteil. Zum andern führt ein Brand unter geringer Sauerstoffzufuhr dazu, dass das enthaltene Eisen kaum oxydiert. Die Rotfärbung ist letztlich nichts anderes als oxydiertes Eisen, also Rost. Um die blaue Farbe zu erreichen, muss in der Regel mit höheren Temperaturen gebrannt werden, was zu einem schnelleren Verschleiß des Ofens führt. Schon aus diesem Grund sind blaue Ziegelsteine aus früheren Zeiten eher selten anzutreffen.

Produktpalette
Auswahl aus der Produktpalette
1 - Rinnenstein
2 - Fenstereinfassung
3 - Mauerabdeckung
4 - Dachpfanne
5 - Gehwegplatte
6 - Drainagerohr
7 - Fensterpfeiler

 

Werbung 1901

Werbung aus dem Jahr 1901 im Lippischen Adressbuch

 

Werbung 1897

Werbung aus dem Jahr 1897

Die Produkte der Ewerbeckschen Ziegelei sind neben den üblichen Mauersteinen insbesondere Gehwegplatten mit der typischen Viertelung sowie Formsteine wie Fenstereinfassungen und Mauerabdeckungen. Die Lippische Post vom 3. Juli 1880 urteilte über die Industrie- und Gewerbeausstellung in Düsseldorf: "Die Ausstellung natürlicher und künstlicher Baumaterialien nimmt einen kolossalen Raum ein. Ungeheure Steine, behauen oder roh, ragen hoch in die Luft oder liegen am Boden. Im 4. innern Hof hat Bernhard Ewerbeck zu Brake bei Lemgo seine bekannten Fussboden- und Trottoirbelegplatten ausgestellt, die sich von vielen vorteihaft abheben."

Braker Mitte 13 um 1910

Gehwegplatten vor dem Haus Braker Mitte 13 um 1910

Stuckmannstr. 3 Mauerabdeckung an der Blomberger Str. 9

Fenstereinfassungen und Giebelmauerung
am Haus Stuckmannstr. 3, 2009

Mauerabdeckung an der Blomberger Str. 9, 2009

Pflaster am Haus Residenzstr. 9

Pflaster am Haus Residenzstr. 4, 2011

Die Ziegelei hat bis zum Beginn des Ersten Weltkriegs bestanden und stellte dann ihren Betrieb ein. Das Ziegeleigelände wurde parzelliert und die Grundstücke, insbesondere an der neu entstandenen Gartenstraße, verkauft. Die Öfen wurden abgebrochen und die neu entstandene Parzelle um 1936 mit dem Haus Lemgoer Str. 30 bebaut. Auf dem ehemaligen Tonlagerplatz steht seit 1972 der Braker Kindergarten.


Quellen: