Das Wesentliche sehen

August Ewerbeck zu 100. Geburtstag

von Heinrich Diestelmeier (1975)

"Ewerbeckstraße", der tägliche Schulweg für viele Kinder. Ob sie es wissen, wer dieser Ewerbeck war?

Er wurde am 7.April 1875 in Brake geboren. Sein Geburtshaus steht noch: der Wasserbachhof hinter der Kirche. Hier wuchs August Ewerbeck mit seinen 10 Geschwistern auf. Sein Vater, der Ökonom und Weltbürger Bernhard Ewerbeck,wollte aus seinem Sohn einen Landwirt machen. Aber daraus sollte nichts werden. Gutsbesitzer Hoyermann auf dem Gut Schönhagen entdeckte die künstlerische Begabung seines Eleven Ewerbeck und wies ihn auf den Weg der "brotlosen Kunst".

Es folgten die Stationen: Akademie Karlsruhe, London und Berlin. Der Künstler hat mir oft begeistert von seiner Berliner Zeit und dem Impressionisten Lovis Corinth erzählt, der für ihn richtungsweisend war. In den zwanziger Jahren hat sich August Ewerbeck, dessen Bilder mit ae signiert sind, als Portraitist in Hannover einen Namen gemacht. Von 1933 bis zu seinem Tod am 21. Mai 1961 lebte und wirkte der Künstler in seinem Braker Atelier auf dem elterlichen Hof. Viele Braker kennen ihn noch,den vornehmen alten Herrn; nicht wenige besitzen ein Bild von ihm.

Margarete Nolte

Margarete Nolte

Petra Nolte

Petra Nolte

Einer seiner Schüler aus den fünfziger Jahren schreibt über den Meister:"Es war das Bestreben August Ewerbecks, sich ganz in das Motiv, das er malte, zu versenken, und zwar in solcher Konzentration, daß das eigene Bewußtsein ausgeschaltet wurde. Er ging ganz mit seinem Bewußtsein in die zu zeichnende Materie über, um dann nur noch die Idee von der Idee zu zeichnen. Es kam ihm bei Portraitieren darauf an, immer das Wesen eines Menschen zu erfassen und zu gestalten. Das Goethe-Wort "Wo der Kunst der Gegenstand gleichgültig, sie rein absolut wird, der Gegenstand nur Träger ist, da ist die höchste Höhe" war für ihn eine Bestätigung seiner künsterischen Auffassung. Der Gegenstand als solcher ist nicht das Enscheidende im künstlerischen Bereich, und es ist deshalb nicht die Aufgabe des Künstlers, den Gegenstand mit möglichst fotografischer Genauigkeit wiederzugeben, sondern er soll ihn so durchdringen, daß der Gegenstand nur noch zum Träger einer Idee wird. Alles Kleinliche und Ängstliche fehlt seinen Arbeiten, genau wie die übermäßig raffinierte Komposition fehlt. Die Farbe spielt eine untergeordnete Rolle."