Braker Mitte Nr. 18

Zwischen herrschaftlichem Anspruch und ländlichem Einfluß.
Das Wohnhaus Braker Mitte 18 in Lemgo-Brake

von Bernd Müller

Aufsatz aus: Architektur, Kunst-und Kulturgeschichte in Nord- und Westdeutschland (AKK), Jonas Verlag, Heft 1, 1993

Im Sommer/Herbst 1992 bot sich die Möglichkeit, das Haus Braker Mitte 18 in Lemgo-Brake, ein stattliches Fachwerkgebäude aus der Zeit um 1800, zu untersuchen. Dies geschah zunächst im Rahmen eines vierwöchigen studentischen Praktikums, angeboten vom Weserrenaissance-Museum Schloß Brake, dann aber darüber hinausgehend und vertiefend in einer umfassenden Bauaufnahme seitens der Mitarbeiter dieser Institution.

Das Fachwerkgebäude, das an der alten Durchgangsstraße von Lemgo nach Blomberg liegt und durch eben diese von einer zum Grundstück gehörenden Gartenanlage getrennt ist, steht seit geraumer Zeit, bedingt durch einen Besitzerwechsel und einer damit verbundenen Bauplanung, leer. Somit waren eingehende bauhistorische Forschungen möglich: bisher verdeckte Bauspuren konnten dokumentiert und interpretiert werden, sodaß als vorläufiges Ergebnis eine weitgehende Rekonstruktion nicht nur des Ursprungszustandes, sondern auch der Zeit nach 1830, also des Zeitraumes nach der ersten umfassenden Umbaumaßnahme, gelang.

Ein Grund für die Untersuchung dieses Gebäudes liegt in der Bausubstanz begründet. Es ergab sich eine reichhaltige und aussagekräftige Sachquellenlage, die es ermöglichte, die unterschiedlichen Bauphasen anhand des Originalzustandes gut zu dokumentieren. Aufgrund der stilistischen Merkmale und der Gestaltungsprinzipien konnte dann auch annäherungsweise eine Datierung vorgenommen werden. Als weniger ergiebig erwies sich leider die Auswertung der archivalischen Quellen. Diese waren letztendlich nur von geringfügiger Bedeutung, konnte sie doch keinerlei Hinweise weder auf den Bauherrn noch auf den Architekten und auf den für die erste und das Äußere der Eingangsfassade entscheidend verändernden Umbauphase verantwortlichen Besitzer erbringen.

Das Grundstück Braker Mitte 18 wurde im Jahre 1610 an den Braker Hofprediger Henrich Plesmann verkauft, der sich an dieser Stelle ein Wohnhaus errichtete. Es handelte sich um ein Fachwerkgebäude, dessen Hölzer in dem wohl nach 1776 entstandenen und im Mittelpunkt dieser Untersuchung stehenden Gebäudes zweitverwendet wurden.[ 1 ] Im Jahre 1619 verkauft Plesmann sein Haus an den Kondukteur Albert Dohm, kurz darauf übernimmt der Burgvogt Hildebrand den Besitz.[ 2 ] Für die folgenden Jahre läßt sich aufgrund der schlechten Quellenlage keine Aussage über die Abfolge der Besitzer machen. Erst mit dem Jahr 1775 kann mit dem Amtsrat Schönlau wieder ein Eigner festgestellt werden. Man darf aber davon ausgehen, daß er 1776 das Haus an einen uns unbekannten Käufer veräußert, zumal er in diesem Jahr das in der Bahnhofstr. 19 in Brake gelegene alte Amtsgebäude erwirbt. Im Jahre 1825 befindet sich der Bau im Besitz des Commercienassessors Ochs, der es in diesem Jahr an Joachim Dietrich Goedeke verkauft. Bereits 1828 stirbt Goedeke, seine Witwe veräußert das Gebäude 1837 an einen uns heute unbekannte Person, die sicherlich auch für größere Umbauten verantwortlich ist. In den 1880er Jahren erwirbt ein anderer Zweig der Familie Goedeke das Haus. Es bleibt bis etwa 1990 in ihrem Besitz.

1 Südfassade nach Abnahme der Schieferbekleidung, Ostgiebel

Mit dem Gebäude Braker Mitte 18 präsentiert sich uns ein zweigeschossiges, mit einem Krüppelwalmdach versehenes Palais, neunachsig, achsensymmetrisch und in einer streng gegliederten Fachwerkkonstruktion aus Eichenholz angelegt (Abb. 1). Die mittlere Achse der Straßenfassade wird durch das Eingangsportal betont. Die beiden Geschosse sind nahezu identisch ausgebildet, zwischen jeweils zwei Doppelständer sind hochrechteckige Fensteranlagen eingespannt. Die Trennung der Geschosse erfolgte ehedem durch einen dreiteiligen hölzernen Fries, der an einen dem antiken Architekturkanon entnommenen aus drei Fascien bestehenden Architrav erinnert. Dieses Verbindungselement zwischen Erd- und Obergeschoß ist lediglich an der Eingangsfassade verschwunden, dort zeigt sich aber, daß es nicht nur dekorativen Charakter hatte, sondern auch die Aufgabe hatte, das Rähm, die darüberliegenden Balkenköpfe und die leicht hervorkragende Stockwerkschwelle zu verdecken. Der Westfassade ist mittig ein bis in das Obergeschoß hineinragender Aborterker vorgeblendet. Die historische Struktur des Gebäudes ist nach der weitgehenden Entfernung neuzeitlicher Einbauten gut erkennbar. Die Gliederung des rechteckigen über die Querachse zu erschließenden Gebäudes erfolgt durch die in Längsrichtung verlaufende Mittelwand, die nur durch die Treppenanlage unterbrochen wird, sowie durch die rechtwinklig zur Mittelachse eingezogenen Jochwände (Abb. 2). Diese sind dergestalt angeordnet, daß sich ein weitgehend symmetrischer Grundriß ergibt.

Aufgrund der Gestaltung des letzteren und der bereits erwähnten symmetrischen Fassadengliederung läßt sich nun eine stilistische Einordnung vornehmen, die durch noch vorhandene Ausstattungsdetails bestätigt wird. So darf man, bestätigt durch das Erscheinungsbild, davon ausgehen, daß die Errichtung des Gebäudes in der Zeit kurz vor 1800 erfolgte, auch wenn die Grundprinzipien der Konstruktion wie der Gestaltung von einem Bau des frühen 19. Jahrhunderts kaum zu unterscheiden sind. Im Rahmen einer Bauphasenanalyse ergibt sich als Ergebnis dieser Untersuchung für den Ursprungsbau des 18. Jahrhunderts folgendes: In der Straßenfassade erscheint die mittleren drei Achsen betonend im Dachgeschoß ein Frontispiz, dessen Äußeres, sei er nun mit einem Segment- oder einem Dreiecksgiebel bekrönt, nicht hinlänglich geklärt werden kann. Für sein tatsächliches Vorhandensein sprechen aber konstruktive Details, wie z.B. die Auswechselung von sechs Sparren an zentraler Stelle im Dachgeschoß oder auch die Erneuerung eines Teiles des barock geschweiften Abschlußgesimes der Traufe. Das Aussehen des Eingangsportals muß nahezu unbekannt bleiben, da es bereits in der ersten Umbauphase nach 1830 starke Veränderungen erfuhr. Allein die drei geschwungenen Stufen, die zum Eingang hinaufführten - auf einem Foto aus der Zeit um 1900 sind sie noch zu erkennen und das kräftig hervorkragende Gesims mit einem differenzierten barocken Profil, das in der heutigen Portallösung wiederverwendet wurde, lassen eine prächtige Anlage vermuten. Darüber hinaus kann man annehmen, daß zwischen Portal und Frontispiz im "piano nobile" ein schmaler Balkon eingespannt war, der von dem dahinter liegenden Festsaal betreten werden konnte. Durch diese Anordnung Portal - Balkon - Frontispiz in den mittleren Achsen erfuhr die Straßenfassade nun eine repräsentative symmetrisch angelegte Betonung.

Aufgrund des noch vorhandenen Farbanstrichs auf dem Flur und von Putz- und Farbrückständen auf den Gefachen läßt sich die farbige Gestaltung des Gebäudeäußeren eindeutig belegen. So war das Fachwerk in einem hellen Graugrün - aus Schwarz und einem grünlichen Umbra - auf Leinölbasis gestrichen, die Gefache dagegen ganz dünn mit einem Kalk-Haar-Mörtel verputzt und mit weißer Kalk/Kasein-Farbe gestrichen.

Als überraschend muß die Gestaltung der Ostfassade bezeichnet werden. Sowohl im Erd- als auch im Obergeschoß sind die drei nördlichen Fensteröffnungen seit jeher jeweils geschlossen. Zumindest in denen des unteren Geschosses hat sich unter einer späteren Übermalung die illusionistische Darstellung einer barocken, d.h. vierteiligen Fensteranlage erhalten (Abb. 3). Aufgrund der hier schwarz getönten Scheibenfelder und der weißen Fensterrahmen kommt man zu dem naheliegenden Schluß, daß an den übrigen Fensteranlagen des Gebäudes die Rahmen ebenfalls weiß waren. Auch die weitere Gestaltung der Anlagen läßt sich nachvollziehen, haben sich doch in der Hoffassade, d.h. im Treppenhaus drei originale vierteilige Fenster erhalten. Diese haben feststehende Bleiverglasungen, für die übrigen Fenster darf man jedoch jeweils vier Drehflügel vermuten, deren Äußeres anhand von Vergleichsbeispielen nachvollzogen werden kann.

3 Ostgiebel, Erdgeschoß, Mittelachse: illusionistische Malerei mit der Darstellung eines Fensters und späteren Übermalungen

Die Räumlichkeiten sowohl des Erd- als auch des Obergeschosses wurden symmetrisch angelegt und erhalten ihre Verbindung durch eine Enfilade. Im Mittelpunkt des Gebäudes stehen die Raumkompartimente Vestibül - Treppenanlage bzw. Festsaal - Treppenanlage. Insbesondere der Verbindungstrakt, eine zweiläufige, einarmige Treppe mit Zwischenpodest, erfährt eine repräsentative Gestaltung. Er ist durch eine dreifache Bogenstellung zu erreichen, die auf Seitenvorlagen und Pfosten mit quadratischem Grundriß ruht, die Bögen selbst sind mit hölzernen Verschlußsteinen versehen. Das Treppengeländer und die im Treppenraum anzutreffenden Lambris' weisen exakt die gleichen Profile auf, die in noch vorhandenen ursprünglichen Türen und Lambris' weiterer Räume anzutreffen sind. Eine zeitgleiche Entstehung ist somit wahrscheinlich. Zudem wurde festgestellt, daß die Räume erst nach Anbringung der Lambris' und Fußleisten verputzt wurden, so daß auf diese Weise wieder die Treppe als zum ursprünglichen Baugefüge gehörend erkennbar wird.

Besonders erwähnenswert erscheint der Dachgeschoßraum hinter dem aus dem Baugefüge nachgewiesenen Frontispiz. Er ist nicht nur an zentraler Stelle angeordnet, sondern läßt sich in seiner Funktion wohl als ein schönes Beispiel eines seit den Zeiten der Renaissance so beliebten Studierzimmers identifizieren. Auf nahezu zwei Dritteln der ursprünglichen Wandfläche hat hier sich die Farbfassung der Erbauungszeit erhalten. Ein hellgrauer Anstrich, der zudem auch die überputzten Balkendecke überzieht, ist mit einer Sprenkelmarmorierung versehen, ein etwa 10 cm breiter gelber Streifen rahmt diese Flächen

Im 2. Viertel des 19. Jahrhunderts kam es zu einer Umgestaltung vor allen Dingen der Straßenfassade, bedingt wohl durch Wasserschäden, die aus mangelnder Bauunterhaltung resultieren. Teile des Fachwerks werden ersetzt, der Frontispiz wird abgenommen, die Fassade selbst erhält eine Verschieferung, zudem werden die Obergeschoßfenster des piano nobile verkleinert, die des Erdgeschosses ebenfalls in klassizistischer Ausformung erneuert. Die Disposition der Innenräume wird weitgehend beibehalten, lediglich die Treppenanlage erfährt eine geringfügige Veränderung. Der zweite Lauf vom Ober- zum Dachgeschoß wird in Höhe des Zwischenpodestes abgebrochen und durch eine kleine Kammer ersetzt, die Verbindung zum Dachraum übernimmt eine schmale Stiege.

In den 20er Jahren dieses Jahrhunderts werden die Fenster der Hoffassade unter Beibehaltung der alten Zargen denen der Straßenfassade angepaßt. In den 60er und 70er Jahren wurde die historische Bausubstanz weiter verändert, d.h. man entfernte im Innern Wände, Bodenbeläge, Türen, Lambris' und Fußleisten, die Eingangsfassade erhielt einen neuen Behang aus Asbestzementplatten.


Stilistische Einordnung

Mit dem Gebäude Braker Mitte 18 präsentiert sich uns ein Gebäude, das nicht nur ausgeprägten stilistischen Ansprüchen gerecht werden kann, vielmehr hebt es sich durch die Qualität seiner architektonischen Gestaltung von einer Vielzahl vergleichbarer Bauten im Lande ab. Es läßt sich an ihm ein repräsentatives Verlangen manifestieren, das in der Grafschaft Lippe im ausgehenden 18. Jahrhundert sowohl überraschend als auch ungewöhnlich ist. Man erkennt eine überaus gelungene Verbindung zwischen tradierten heimischen Wohnideen und einer Architektur, deren Vorbilder in der Schloß- und Palaisarchitektur Frankreichs zu finden sind. Dieser Kontext zwischen landesüblicher Tradition und höheren Ansprüchen gerecht werdenden modischen Architekturideen läßt dem Gebäude eine erstaunliche Wirkung zukommen.

Hervorzuheben sei insbesondere die Form des Grundrisses, ein gestrecktes Rechteck, die sich als überaus klar und zweckdienlich erweist. Man findet im Erdgeschoß einen durchgängigen Mitteltrakt mit Vestibül und Treppenanlage als Kommunikationsachse, der sich symmetrisch die weiteren Räumlichkeiten zuordnen. Gleiches gilt für das obere Geschoß mit Festsaal und Treppenanlage im Mittelpunkt. Es ist vor allem die Symmetrie, die diesen Grundriß als einen für das Wohnen des Adels und des Patriziats international gültigen ausweist und seinen Ausgangspunkt im französischen Palais des 17. und der 1. Hälfte des 18. Jahrhunderts hat. Für die Verbreitung dieser Grundrißform sorgten unter anderem auch architekturtheoretische Schriften z.B. eines Jacques Francois Blondels. Der Grundriß zeigt eine einfache, leicht nachvollziehbare Lösung, die sich nicht bei Nebensächlichkeiten aufhält oder komplizierte Konstruktionen zuläßt. Raumgrößen, Gänge und die Treppenanlage stehen dabei in einem fein abgewogenen Verhältnis zu Zweck und Bedeutung. Als ungewöhnlich zeigt sich die Lage der Küche, die sich nicht, wie unter den oben geschilderten Umständen zu erwarten wäre, im Kellergeschoß befindet, sondern im Erdgeschoß neben der Treppenanlage an ungewohnter Stelle in das Raumprogramm integriert wurde. Hier greift man auf lokale Gepflogenheiten zurück und zeigt sich eher der landesüblichen Tradition verbunden. Dies gilt ebenso für die Unterbringung einer Räucherkammer im Dachgeschoß. Der durch den Grundriß vorgegebenen inneren hierarchischen Gliederung entspricht auch das äußere Erscheinungsbild, d.h. die Fassaden sind ebenso symmetrisch gegliedert. Die Straßenfassade nahm ehemals durch den Frontispiz in der Portalachse einen ablesbaren Bezug auf die Bedeutung des Mitteltraktes als Kommunikationszentrum. Diesem Anspruch wird sie, durch mehrere Umbauten verändert, leider nicht mehr gerecht.

Man kann der Fassade eine klare und abgewogene Proportion bescheinigen, sie ist berechenbar angelegt und vollkommen axialsymmetrisch gegliedert. Das Verhältnis der Fensteröffnungen zum Mauer- bzw. Fachwerk ist ebenso harmonisch wie das des Portals zur Gesamtgliederung.

Das Gebäude ist in Fachwerk ausgeführt und zeichnet sich dadurch wieder als typische Architektur der Region aus. Die heimische Bauweise wird sicherlich auch aus Kostengründen gewählt, schmälerte aber kaum die Wirkung der zunächst in den Gefachen verputzten und im Ganzen farbig gestalteten Straßenfassade. Erst mit dem Umbau nach 1825/37, der Verkleidung dieser Fassade mit Schieferplatten und vor allem mit der durch Witterungsschäden zu erklärenden Abnahme des Frontispiz verliert das Gebäude einen Teil der beabsichtigten Wirkung.

Festzuhalten bleibt folgendes: Das Haus lehnt sich in seiner breiten Lagerung, betont durch das flache Krüppelwalmdach, die Zweigeschossigkeit, die Symmetrie, die Achsialität und durch die ehemalige Auszeichnung der Mittelachse mittels eines Frontispiz' und vielleicht durch einen vom Festsaal zu betretenden Balkon an Bauten Adliger an und erhebt somit einen erstaunlichen Anspruch, zumal in Brake. Die genannten Baukomponenten repräsentieren einen Stil, der der Zeit zwar nicht mehr ganz angemessen war, aber durch den Grad des hierzu verwendeten Aufwandes in gleichem Maße Stil und Prestige eines Bauherrn, der leider bisher nicht zu ermitteln war. Letzterer wird beiden Momenten, zwischen denen sich sein Dasein wohl einspannte, also Repräsentation auf der einen und dem Leben im ländlichen Brake auf der anderen Seite, mit diesem Bau gerecht. Die Beziehung zur ländlichen Architektur zeigt sich schon in der Disposition der Küche und der Räucherkammer. Das Streben nach Repräsentation erkennt man dagegen in der Nutzung der weiteren Räume: das Vestibül als vorgelagerter Raum zur prachtvollen Treppenanlage - die man bereits aus der Architektur des Hochfürstlichen Braunschweigisch-Lüneburgischen Oberlandbaumeisters Hermann Korb kennt - hin offenbart ebenso wie das Vorhandensein eines Saales im Obergeschoß - und damit an bevorzugter Stelle zur Straßenseite hin und mit Blick auf die zum Besitz gehörende barocke Gartenanlage - das Verlangen des Erbauers nach Pracht und Würde. Im Erdgeschoß waren neben Speisekammer, Mädchenzimmer auch die Empfangsräume untergebracht, das Obergeschoß war dem Festsaal mit begleitenden repräsentativen und privaten Räumen vorbehalten. Erwähnenswert sind insbesondere die beiden südöstlichen Eckräume beider Geschosse. Diese waren bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts mit einer reichen Durchfensterung im Verhältnis zur Raumgröße versehen. Von diesen Fenstern hatte man einen Blick sowohl auf den Garten als auch durch die beiden Fenster in der Ostwand auf die Straße, eine Straßenmündung und die Braker Pfarrkirche. Diese Räume dürfen, da sie von der möglichen Nutzung sehr in der Tradition von Ausluchten stehen, als private Kabinette im Anschluß an repräsentative Räume gedient haben.


1) Friedrich Christoph Puhstkuchen: Beyträge zu den Denkwürdigkeiten der Grafschaft Lippe überhaupt und in Absicht auf die Religions- und Kirchen-Begebenheiten insonderheit. Lemgo 1769, S. 57.

2) Lippische Landesbeschreibung von 1786. Bearb. von Herbert Stöwer, Detmold 1973, S. 121

Anmerkung

Das Haus wurde im Jahre 1799 von dem Kaufmann Hermann Carl Lindemann (geb. Bückeburg, 10. Februar 1773, gest. Brake 6. April 1847) und Sophie Lindemann, geb. Becker (geb. Minden, 5. Februar 1771, gest. Brake 26. Januar 1839) erbaut. Das Ehepaar wurde auf dem Braker Friedhof an der Kirche bestattet. Die beiden großen steinernen Grabplatten sind erhalten. Die im Text erwähnte barocke Gartenanlage ließ sich archivalisch nicht nachweisen. Er diente wohl immer als Gemüsegarten. (A. Mikolasek)